Was für ein grandioser Start in den Tag! Ich komme gerade, es ist 9 Uhr, aus dem Freibad. Erfrischend war heute tatsächlich die Außentemperatur - das Wasser war wohltemperiert auf 25 Grad. Großbadewanne!
Jetzt sitze ich am Schreibtisch und denke über diesen Morgen nach. Der letzte Schultag - und da scheint das mit dem Wecker irgendwie noch einmal wichtig zu sein! Apropos Wecker. Sollten Sie eine Katze haben rate ich Ihnen, sich nicht auf deren innere Uhr zu verlassen. Meine meinte heute um 5 Uhr, dass es Zeit für die erste Fütterung ist. Den Wecker hatte ich auf 6.30 Uhr gestellt, Schulbrote waren ja heute nicht nötig.
Und was soll ich sagen. Hab verschlafen. Trotz Wecker. Den kann man ja ausstellen. Dafür klingelte dann von irgendwoher ein Handywecker. Das erste Kind schlurfte durch den Flur. Und gerade, als ich die Treppe runter in die Höhle unseres Pubertiers gehen wollte, stand er schon vor mir. Erstaunlich, denn gestern, als ich bereits vor 6 Uhr das Haus verlassen musste, wurde er letztlich um kurz nach sieben von dem zweiten Erwachsenen in unserem Haushalt geweckt. Duschen, frühstücken und pünktlich das Haus verlassen schaffte er trotzdem. Wie war das nochmal mit dem Thema Druck und AD(H)S? Funktioniert!
Heute war es anders. Auf mein nachfragen hin erzählte er nämlich, dass er sich den Wecker gar nicht gestellt hatte. Und das sein Handy irgendeinen schrecklichen Weckton abgespielt hat. Doch wo war dieses verflixte Ding? Er fand es dann im Schrank, in seiner Motorradjacke. Wir haben beide herzhaft gelacht.
Ehrlich. Das ist das Resultat von jahrelangem Wecker- und Ordnungstraining? Ja, ich weiß. Wir AD(H)Sler benötigen 7-8 Trainingswiederholungen mehr als Menschen ohne diese Symptomatik, die nach ca. 100 Wiederholungen bereits in die Automatisierung gehen. Da haben wir also entweder zu früh mit dem Training aufgehört oder die Pubertät spielt uns einen Streich.
Doch es ging noch weiter. Ich fragte ihn, ob er heute seinen Schulrucksack benötigt. Antwort: nein. Dann fragte ich, wo sich die für das Zeugnis benötigte Klarsichtfolie befindet. Antwort: im Schulrucksack! Die absolute Unaufmerksamkeit! Und mit Blick in diese Höhle, die eigentlich ein schönes Zimmer sein könnte, denke ich mir: klar. Chaos im Außen produziert eben auch Chaos im Kopf!
Das ist mit ein Grund, warum ich sehr auf Ordnung bedacht bin. Ich, der vermeintlich größte Chaot der Welt. Mein Kinderzimmer sah mindestens genauso schlimm aus wie die meiner Kinder. Und ich erinnere mich daran, wie wohl ich mich in aufgeräumten, fast leeren Räumen gefühlt habe. Schon viele Jahre räume ich nun regelmäßig aus und entsorge. Dekoration findet, für meine Verhältnisse, nur noch spärlich statt. Weniger ist mehr. Äußere Ordnung = innere Ordnung.
Und der Chaot in mir bekommt dennoch regelmäßig seinen Raum. Denn diese Seite ist eng mit meiner Kreativität verbunden, die vor allem für mein Berufsleben unabdingbar ist! Mein Schreibtisch ist stiller und geduldiger Zeuge. Arbeite ich, liegt in kürzester Zeit alles voll. Mit Büchern, in denen ich nachschlage. Unterlagen von früheren Trainings. Stiften, denn zwischendurch stehe ich auf und kritzle meine Ideen auf ein Flipchart. Reicht der Schreibtisch nicht, breite ich mich am Boden weiter aus. Und ich kann dieses Chaos liegen lassen um später wieder einzusteigen. Mit vollem Durchblick.
Wichtig ist für mich dabei geworden, dass ich mir eine Deadline zur Fertigstellung des Projektes setze und dann direkt aufräume. Denn sonst hält mich das Chaos einer abgeschlossenen Aufgabe davon ab, mit etwas Neuem in den Start zu kommen!
Wir starten heute in die Sommerferien. Und damit Schule erstmal in den Hintergrund rücken darf lautet der Auftrag für dieses Wochenende für beide Kinder: Schulrucksack ausräumen, auswaschen und ab in die Ecke damit! Damit das funktioniert, gibt es eine Checkliste. Für beide Kinder.
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